Naturheilkundliche Verfahren rücken immer näher in die Mitte der Gesellschaft: Osteopathie, Akupunktur, Homöopathie, Kinesiologie, Schröpfen und und und - die Liste alternativmedizinischer Heilmethoden ist lang. Wir haben in diesem Ratgeber alle wichtigen Informationen rund um die Blutegeltherapie für Sie zusammengetragen - kompakt und einfach erklärt. Wie die kleinen Blutsauger bei chronischen Schmerzen helfen können, was eine solche Therapie kostet und wie Sie Kosten sparen können, erfahren Sie hier.
Blutegeltherapie: Behandlung, Kosten und häufige Fragen.
Wie die kleinen Blutsauger bei chronischen Schmerzen helfen können.
Was ist die Blutegeltherapie?
Eine Blutegeltherapie bedeutet, dass medizinische Blutegel auf eine Hautpartie oder Wunde gesetzt werden, um Schmerzen zu lindern. Der Grund liegt im Speichel der kleinen Blutsauger: Durch seine blutverdünnenden Eigenschaften fällt es dem Tierchen leichter, Blut zu saugen. Der Mensch profitiert von den Begleiterscheinungen, denn Blutegelspeichel wirkt:
- Entzündungshemmend
- Krampflösend
- Schmerzlindernd
- Gerinnungshemmend
Eine Blutegelbehandlung kann also gut dafür eingesetzt werden, um Schmerzen zu lindern, aber nicht zur Heilung von Beschwerden. Der Vorteil für den Patienten ist, dass er weniger Schmerzmittel zu sich nehmen muss und dadurch der Körper entlastet wird.
Für die therapeutische Behandlung werden in der Regel die medizinischen Blutegel (= Hirudo medicinalis) und die ungarischen Blutegel (= Hirudo verbana) eingesetzt. Die kleinen Blutsauger gelten als zulassungspflichtiges Fertigarzneimittel - ihre Zucht unterliegt strengen Bestimmungen und hohen Hygienestandards.
Was sind Hirudin und Eglin?
Die beiden Stoffe Hirudin und Eglin sind 2 von mehr als 20 hilfreichen Substanzen im Speichel des Blutegels. Besonders diese beiden sind wissenschaftlich umfangreich erforscht und für eine entzündungs- bzw. schmerzhemmende Wirkweise einer Blutegeltherapie verantwortlich.
Bei welchen Erkrankungen hilft eine Blutegeltherapie?
Eine Blutegeltherapie lindert vor allem chronische Schmerzen und wird meistens in den folgenden Bereichen verwendet:
- Arthrose, Rheuma & Gicht
- Schulter-, Nacken- und Rückenschmerzen (chronischer Art)
- Venenerkrankungen (z. B. Krampfadern oder Thrombosen)
- Blutergüsse & Lähmungserscheinungen
- Tinnitus & Migräne
Wie ist der Behandlungsablauf einer Blutegeltherapie?
Eine Blutegeltherapie ist ein Vorgang, der am besten von einem professionellen Heilpraktiker oder einem Arzt mit entsprechender Zusatzausbildung durchgeführt werden sollte.
Grundsätzlich besteht eine Blutegeltherapie aus 3 Schritten:
- Vorbereitung zu Hause(etwa 3 Tage vor der Behandlung)
- Behandlung vor Ort (Dauer: 30 bis 90 Minuten)
- Nachsorge (kurzer Check & Versorgung der Wunde)
Vor der Behandlung mit Blutegeln (Schritt 1 von 3)
Blutegel sind sensible Tierchen: Sie reagieren stark und empfindlich auf Gerüche bzw. Ausdünstungen der Haut. Um einen optimalen Behandlungsablauf zu ermöglichen, sollte etwa 3 Tage vorher die eigene Haut nicht mehr mit Seife gewaschen oder eingecremt werden.
Falls möglich, sollten Sie vor der Blutegeltherapie ebenfalls auf diese Dinge verzichten:
- Nikotin
- Alkohol
- Medikamente (nach Absprache mit Arzt)
Während der Behandlung mit Blutegeln (Schritt 2 von 3)
Die Stelle wird vorbereitet.
Zum Start der Behandlung mit Blutegeln wird die ausgewählte Stelle zunächst mit warmem Wasser abgerieben. Dies fördert grundsätzlich die Durchblutung und reinigt die Haut.
Der Blutegel wird platziert.
Danach platziert der Heilpraktiker den Blutegel auf der ausgewählten Hautstelle. Oft kommt hierbei ein Glaszylinder zum Einsatz, den man aus der Schröpftherapie kennt: Er dient lediglich dazu, den Blutegel leichter zu bewegen und zu platzieren - und hat keinen therapeutischen Nutzen.
Der Blutegel saugt Blut.
Ist die richtige Stelle gefunden, ritzt der Blutegel mit seinen kleinen Zähnchen die Haut an, beißt sich fest und beginnt mit dem Saugen. Der Blutegelspeichel wird dabei direkt an die Wunde abgegeben und wirkt sofort betäubend. Für den Patienten ist der Biss praktisch nicht spürbar - und vergleichbar mit einem Mückenstich.
Der Blutegel lässt von selbst los.
Wenn der Blutegel gesättigt ist und bis zu 15 ml Blut aufgenommen hat, lässt er von selbst los. Der Therapeut nimmt das kleine Tierchen anschließend ab und versorgt die Bissstelle. Diese wird steril gereinigt und mit einem Verband versehen.
Ist es normal, dass die Bissstelle des Blutegels stärker blutet als andere Wunden sonst?
Ja, es kann normal sein, dass die Wunde stärker blutet als sonst. Der Grund ist der Speichel des Blutegels, der blutverdünnend und gerinnungshemmend wirkt. Je nach Blutfluss ist ein mehrfacher Verbandswechsel zwar nötig, aber völlig normal.
Nach der Behandlung mit Blutegeln (Schritt 3 von 3)
Da es sich bei der Blutegeltherapie um eine Behandlungsart handelt, die eine kleine Wunde schafft, ist eine Nachsorge wichtig. Etwa einen Tag nach der Therapie mit Blutegeln sollten die Bissstellen noch einmal kontrolliert werden. Außerdem sollte überprüft werden, ob die Blutung gestoppt hat und die Wundheilung bereits eingesetzt hat. Eventuell muss der Verband gewechselt werden.
Was kostet eine Blutegeltherapie?
Eine professionelle Blutegeltherapie besteht aus mehreren Sitzungen, pro Termin können 100 bis 150 EUR anfallen. Die Kosten sind abhängig vom Anwendungsbereich, dem Heilpraktiker und auch der Menge der verwendeten Blutegel.
Kostenfaktoren in der Blutegeltherapie:
- Art der Anwendung: Welche Schmerzen sollen gelindert werden?
- Umfang der Anwendung: Wie viele Sitzungen sind nötig?
- Anzahl der Blutegel: Wie viele Blutegel werden für die Behandlung gebraucht?
- Stundensatz des Anwenders: Wie viel verlangt der Heilpraktiker bzw. Arzt pro Termin?
Lesetipps: Alternative Medizin & Kosten
Sie interessieren sich für alternative Medizin und wollen sich über die möglichen Kosten bzw. Kostenübernahmen informieren? Kompakte Antworten finden Sie in diesen Ratgebern: Osteopathie: Kosten & Kostenübernahme oder Homöopathie & Krankenkasse: Was übernimmt die GKV?.
Wird eine Blutegeltherapie von der Krankenkasse bezahlt?
Nein, eine Blutegeltherapie wird in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Da diese Behandlung eine heilpraktische Methode ist und nicht zur klassischen Schulmedizin gehört, müssen die Kosten selbst getragen werden.
Kosten senken und Geld sparen lässt sich zum Beispiel mit einer Zusatzversicherung für Alternative Medizin. Mit einem kleinen Monatsbeitrag schützen Sie sich vor hohen Zuzahlungen.
Wichtiger Hinweis:
Sie haben mit Ihrem Arzt schon über eine mögliche oder anstehende Behandlung gesprochen? Mit diesem Gespräch wurde Ihnen automatisch eine Behandlung angeraten. Wenn Sie eine Zusatzversicherung abschließen möchten, beachten Sie bitte: Bereits begonnene und angeratene Behandlungen können wir nicht übernehmen.
Häufige Fragen zur Blutegeltherapie
Eine Blutegeltherapie kann zwischen 40 und 100 EUR pro Sitzung kosten, allerdings gibt es viele Einflussfaktoren auf den Preis. Dazu gehören zum Beispiel der genaue Anwendungsbereich oder die individuellen Preise des konkreten Therapeuten. Auch die Menge der verwendeten Blutegel ist relevant - und schlägt mit 5 bis 8 EUR pro Blutegel zu Buche.
Schonen Sie sich und ruhen Sie sich aus. Es ist normal, dass die Blutung bis zu 12 Stunden nach Ende der Behandlung anhält. Empfehlenswert sind generelle Regeln zur Wundnachsorge: betroffene Körperteile hochlagern, viel trinken und keinen anstrengenden Tätigkeiten nachgehen. Es kann sein, dass ein mehrfacher Verbandswechsel nötig ist.
Eine Sitzung dauert etwa 45 bis 90 Minuten - je nach Anwendung. Die schmerzlindernden und blutverdünnenden Effekte der Blutegeltherapie setzen dabei umgehend ein, da sie eigentlich nur Begleiterscheinungen des Blutsaugens sind. Die Wirksamkeit entsteht nämlich vor allem durch den Speichel des Blutegels, der in die Wunde transportiert wird.
Die Frequenz der Sitzungen sollte in enger Absprache mit dem behandelnden Heilpraktiker oder Arzt festgelegt werden - und ist von Anwendung zu Anwendung verschieden. Wichtig ist, dass die Blutegel nur einmalig verwendet werden, um die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden.